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Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren,
das wird jetzt wahrlich keine leichte Rede. Ich muss erklären, warum ich für Herrn Steffans Antrag
stimme, aber auch für die Gebührenerhöhung stimme, falls der Antrag von Herrn Steffan keine
Mehrheit findet.
Aus aktueller Sicht, müssen die Kindergartengebühren erhöht werden. „Müssen“ ist ein hartes Wort
in der Politik, denn es drückt Alternativlosigkeit aus und Politik darf nicht alternativlos sein, weil sie
sich sonst überflüssig macht. Wir sind die Opposition. Es ist unsere Aufgabe alternative Wege
aufzuzeigen. Machen wir das nicht, haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt.
Die Entscheidung, die Kindergartengebühren zu erhöhen ist nicht alternativlos. Das demonstriert der
Antrag von Herrn Steffan, die Grundmodule kostenfrei zu stellen und durch Einsparungen an anderer
Stelle zu finanzieren. Das ist Haushaltspolitik. Wenn es sich jemand nicht leisten kann, ein dickes
Auto zu fahren, in einer großen Wohnung zu wohnen und Urlaub an exotischen Orten zu machen,
dann kann er nicht sagen, dass sein Chef daran Schuld sei, dass er in eine kleinere Wohnung ziehen
muss, weil dieser ihm zu wenig Geld zahle. Er könnte nämlich ebenso auf den Urlaub verzichten oder
auf einen Kleinwagen umsteigen, um sich weiterhin eine große Wohnung leisten zu können. Die SPD-
FDP-Koalition zeigt aber auf das Land und sagt, die seien Schuld, dass wir die Kindergartengebühren
erhöhen müssen. Nein, liebe Koalition, mit eurem Geld müsst ihr schon selbst sorgsam umgehen.
Über die Kindergartengebühren stimmt nicht das Land ab, sondern wir. Also sagt es doch einfach so
wie es ist: „Ihr müsst die Kindergartengebühren erhöhen, weil ihr nicht bereit seid an anderer Stelle
einzusparen.“
Einsparungen waren noch nie so ein beliebtes Thema bei der SPD, aber im Geld ausgeben war sie
schon immer großartig. Wir wissen das. Wir haben mit euch koaliert. Unsere Wünsche, die Geld
kosteten, wurden nie groß diskutiert. Es waren die von uns gewünschten Einsparungen für die wir in
der Koalition kämpfen mussten. Es wird eben niemand für Einsparungen gewählt. Im Dezember war
unsere Fraktion die einzige, die einem ursprünglichen Verwaltungsvorschlag zustimmte, die
Subventionierung der Friedhöfe um 117.000 Euro zu reduzieren. Das ist Geld, das dem Haushalt
heute fehlt. Unsere Forderung nach Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit, hat dafür gesorgt, dass
wir durch realistische Verrechnungspreise des Bauhofs und konsequenter interner
Leistungsverrechnung auch bei den Immobilien so langsam erkennen können in welchem Bereich
sich die Sportförderung in Lampertheim bewegt. Für das aktuelle Haushaltsjahr 2016 sind hier rund
eine Million Euro vorgesehen.
Wie kann die SPD gebetsmühlenartig jammern, dass sie für kostenfreie Kindergärten ist, die
Kindergartengebühren erhöhen und behaupten, das müsse wegen der schlechten Haushaltslage so
sein, wenn sie gleichzeitig eine Million Euro für Sportförderung übrig hat. Es ist doch nicht das Land,
das entschieden hat, dass Sie so viel für Sportförderung ausgeben. Beschließen Sie doch mal eine
Resolution gegen sich selbst. Für Sportplätze und Flutlichtanlagen war in Lampertheim noch immer
genug Geld da. Wenn Ihnen wirklich so viel an kostenfreien Kindergärten gelegen ist, dann stimmen
Sie doch Herrn Steffans Antrag zu. Oder sind Ihnen die Sportler am Ende doch wieder wichtiger als
die Eltern. Wie hoch ist eigentlich der Kostendeckungsgrad der Mieten für die Nutzung der
Sportstätten? Und warum sollen die Lampertheimer dafür zahlen, dass der Kreis das Schwimmbad
günstig für das Schulschwimmen nutzen kann. Der Betrieb von Bädern für das Schulschwimmen ist
Kreisaufgabe und der Kreis nutzt unser Schwimmbad. Müsste der Kreis ein eigenes Schwimmbad
bauen, käme ihn das viel teurer. Wir wissen ja, was ein Schwimmbad kostet. Deshalb verlangen Sie
vom Kreis endlich einen Preis, der das Defizit unserer Bäder ordentlich reduziert.
Sparen Sie bei der Sportförderung, sparen Sie bei der Friedhofssubventionierung, hören Sie damit
auf, dem Kreis das Schwimmbad zu billig zu überlassen, verschenken Sie kein Geld an die Bauherren
von Ökohäusern. Verzichten Sie auf ein VRN-Kundenzentrum, gründen Sie nicht mit viel Geld eine
weitere städtische Gesellschaft, die weitere Kosten und Aufsichtsratsposten schafft. Wir haben heute
drei völlig unnötige Anträge der SPD-FDP- Koalition, die nur Geld kosten auf der Tagesordnung.
Offenbar haben Sie für alles Geld, solange die Eltern mehr zahlen müssen. Wenn Sie bereits sind, an
den richtigen Stellen zu sparen, dann wird es nicht an uns liegen, dass es hohe Kindergartengebühren
gibt. Vielleicht schaffen Sie es nicht, wie von Herrn Steffan gefordert kostenfreie Grundmodule zu
finanzieren, aber sie finden mit Sicherheit Finanzierungsmöglichkeiten, um eine so starke
Mehrbelastung der Eltern zu vermeiden. Wenn Sie dazu nicht bereit sind, weil sie sich sagen, dass
ihnen andere Dinge doch wichtiger sind als günstige Kindergartengebühren, dann ist das ihre
politische Entscheidung. Nicht die Entscheidung des Landes. Dann will ich aus ihrer Ecke aber auch
keinen Ton mehr über Gebührenfreiheit hören.
Sollte die Koalition nicht dazu bereit sein, andere Einsparmöglichkeiten zu nutzen, werde ich der
Gebührensteigerung zustimmen. Ich muss aber zugeben, dass ich mich dazu eigentlich nicht
ausreichend informiert fühle. Auf meine Frage bei der Verwaltung, wessen Gebühren vom
Jugendamt übernommen werden, hat man mich nur an den Kreis verwiesen. Vom Kreis habe ich
dann eine Verwaltungsrichtlinie erhalten, die auf mich einen sehr vernünftigen Eindruck gemacht
hat. Am grünen Tisch ist jedoch schnell etwas entschieden, was mit der Lebenswirklichkeit von
Menschen nicht wirklich etwas zu tun hat. Ich sage ganz offen: wer es sich leisten kann, einen
Geländewagen, eine Limousine oder einen Sportwagen zu fahren, der kann sich auch höhere
Kindergartengebühren leisten. Wer nur wenig Geld zur Verfügung hat, bekommt die Gebühren vom
Staat bezahlt. Dazwischen gibt es eine Gruppe, die ich nicht wirklich einschätzen kann. Was bedeutet
unsere Erhöhung für ein Normalverdienerpaar mit drei Kindern? Was bedeutet es für Familien, deren
Einkommen knapp oberhalb derer liegt, die gerade noch vom Jugendamt unterstützt werden? Ist das
noch im Rahmen des Vertretbaren? Ich hatte in der Ausschusssitzung angeregt, den
Geschwisterrabatt vom Einkommen der Eltern abhängig zu machen. Wer viel verdient, profitiert vom
Kinderfreibetrag so stark, dass er es sich leisten kann. Mir ist jedoch bewusst, dass es natürlich
Verwaltungsaufwand mit sich bringt, die Anträge auf Geschwisterrabatt zu bearbeiten. Deshalb hatte
ich gefragt, wie viele Eltern von dem Geschwisterrabatt betroffen sind. Darauf habe ich bisher keine
Antwort erhalten. Wie soll ich da abschätzen, ob eine solche Einkommensstaffelung sinnvoll ist? Ich
weiß auch nicht, ob es sich überhaupt lohnt, über diesen Betrag zu diskutieren oder ob dieser so
lächerlich gering ist, dass es blamabel ist, sich darüber zu streiten. Aus den Gesprächen mit den
Eltern – sowohl persönlich als auch bei Facebook – weiß ich, dass dies für die Eltern ein ganz
gehöriger Einschnitt ist. Deshalb plädiere ich dafür den Geschwisterrabatt vorerst so zu lassen wie er
ist. Damit gehe ich einen kleinen Schritt weiter als der Antrag der Koalition. Ich sage vorerst, weil ich
der Ansicht bin, dass wir heute zunächst nur eine Erhöhung beschließen sollten, um zusammen mit
den Eltern, die weitere Entwicklung der Kinderbetreuung in Lampertheim zu besprechen. Ich freue
mich, dass der Antrag der Koalition in diese Richtung geht, weil ich dann keinen eigenen stellen muss.
Wir sehen jedoch nicht nur bei den Gebühren Gesprächsbedarf mit den Elternvertretern. Wir haben
gemerkt, dass die Unzufriedenheit viel weiter geht und die Eltern bereit sind, viele Ideen und
Erfahrungen einzubringen von der die Politik einer Bürgerkommune nur profitieren kann. Wir gehen
daher auch hier weiter als die Koalition und haben einen entsprechenden Antrag gestellt, der am
Ende der Tagesordnung zur Diskussion und Abstimmung steht.
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Wir treffen uns i.d.R. montags um 20:00 Uhr (außer in den Schulferien und an Feiertagen):
Lampertheim, Römerstraße 104, Altes Rathaus, 1. OG
Bei Interesse an der Mitarbeit gerne eine Email schreiben!
Kontakt: Email an Lampertheimer Grüne
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